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Stähle für Messerklingen

 von Thomas Schoke

Die Stahlsorte, aus der eine Messerklinge besteht, ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines Messers und gehört regelmäßig zu den Argumenten für oder gegen einen Kauf. Doch die Materie ist komplex und selbst für Fachleute ist das große Angebot unterschiedlicher Klingenstähle kaum mehr überschaubar. Schon der Begriff Messerstahl ist ein wenig irreführend, denn fast alle Stähle, die heute für Messerklingen verwendet werden, wurden ursprünglich nicht für die Verwendung als Messerstahl entwickelt.

 Trotz des großen Angebots von Messern für alle Bereiche des Lebens, vom Küchenmesser bis zum Jagdmesser und vom einfachen Arbeitsmesser bis zum wertvollen Sammlerobjekt, ist der Anteil der Messerindustrie am weltweiten Markt für hochwertige Stähle verschwindend gering. Kein Hersteller entwickelt gezielt einen Stahl für Messerklingen, denn die Entwicklungskosten könnten durch ein paar Dutzend Tonnen verkauften Stahls nie amortisiert werden.

 Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Stähle, die heute für Messerklingen Verwendung finden, für industrielle Anwendungen entwickelt worden. Manche kommen in den großen Maschinen der Lebensmittel-, Papier- oder Textilindustrie zum Einsatz, aus anderen Stählen werden bevorzugt Sägeblätter für die Holz verarbeitende Industrie oder Instrumente für medizinische Anwendungen gefertigt. Diese Stähle werden unter dem Oberbegriff „Werkzeugstahl“ zusammengefasst.

 

Werkzeugstähle

Ein Werkzeugstahl kann sehr unterschiedliche Eigenschaften aufweisen und nicht jeder eignet sich für die Verwendung als Messerklinge. Manche Stähle sind gezielt für den Einsatz in einem sehr heißen Umfeld konzipiert, andere müssen beim Schneiden dem Druck von vielen Tonnen widerstehen, ohne Schaden zu nehmen.

Als in den 1960er-Jahren die ersten Messermacher in den USA begannen, hochwertige Messer in Handarbeit zu produzieren, mussten sie geeignete Stähle für ihre Klingen finden und wurden bei den industriellen Werkzeugstählen fündig. Diese Stähle werden nach der US-amerikanischen AISI Norm (American Iron and Steel Institute) spezifiziert. Viele der amerikanischen Werkzeugstähle werden bis heute produziert und für Messerklingen verwendet.

 

AISI D2

ist der Werkzeugstahl, der am häufigsten für Messerklingen Verwendung findet. D2 wird heute von zahlreichen Herstellern in unterschiedlichen Qualitäten produziert und gehört daher zu den preisgünstigsten Stählen, die zur Herstellung hochwertiger Messerklingen geeignet sind.

Vorteile: hohe Härte der Messerklinge (bis 65 HRC), gute Schnitthaltigkeit, mittlere Zähigkeit.

Nachteil: D2 ist nur begrenzt korrosionsträge und sollte nicht zum Einsatz kommen, wenn ein Messer häufig mit Wasser oder gelegentlich mit Salzwasser in Berührung kommt. Je nach Stahlhersteller können, trotz identischer Bezeichnung des Stahls, spürbare Qualitätsunterschiede auftreten.

 

AISI O1

gehört zu den Spezialstählen für besondere Anwendungsgebiete. O1 ist ein sehr zäher und bruchsicherer Stahl, der sich besonders für die langen Klingen von Schwertern, Macheten oder großen Outdoor- und Survival-Messern eignet.

Vorteil: O1 kann hohen mechanischen Kräften widerstehen, ohne zu brechen.

Nachteile: mittlere Schnitthaltigkeit, mittlere Härte (58 -59 HRC). Sehr geringe Korrosionsträgheit. Klingen aus AISI O1 brauchen daher regelmäßige Pflege.

 

AISI M4

kombiniert weitgehend die Eigenschaften von D2 und O1 und gehört bis heute zu den besten Werkzeugstählen für Messer. M4 ist für die Klingen von Taschenmessern ebenso geeignet wie für große Hackmesser und zeigt sich widerstandsfähig und bruchsicher bei mechanischer Belastung. Bis heute wird AISI M4 für Messer und Werkzeuge im Bereich des Timbersport eingesetzt.

Vorteile: hohe Zähigkeit, hohe Härte, sehr bruchsicher, mittlere Schnitthaltigkeit.

Nachteil: rostträge aber nicht dauerhaft korrosionsbeständig.

 

Klassische Schmiedestähle

waren bis zur Jahrtausendwende das Nonplusultra und bilden heute die Mittelklasse. Die Stähle dieser Gruppe sind durchweg Allrounder und für Taschenmesser gut geeignet. Die ordentlichen Leistungsdaten und das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis sorgen dafür, dass Hersteller von Serienmessern aber auch Messermacher viele dieser Stähle bis heute gerne einsetzen.

 

AISI 440C (Werkstoffnummer 1.4125)

bei diesem Stahl ist der Buchstabe am Ende wichtig, denn hinter AISI 440 verbirgt sich eine ganze Stahlfamilie, deren Mitglieder höchst unterschiedliche Eigenschaften und Qualitäten aufweisen. Während 440A und 440B durchweg den unteren Qualitätsstufen zurechnen und daher wenig empfehlenswert sind, hat sich einzig AISI 440C in der Messerwelt einen Namen gemacht.

Der Stahl AISI 440C war bis vor einigen Jahren in Deutschland für Taschenmesser und Messer mit feststehender Klinge sehr populär. Mittlerweile hat er jedoch viele Marktanteile verloren, weil fast alle pulvermetallurgischen Stähle deutlich bessere Eigenschaften bieten.

Bei Küchenmessern wird der Klingenstahl oft nach der DIN-Norm angeben. Klingen aus AISI 440C tragen dann die Bezeichnung X105CrMo17.

Vorteile: leicht zu bearbeiten und zu schleifen. AISI 440C lässt sich gut auf Hochglanz polieren.

Nachteile: mittlere Werte bei Härte, Schnitthaltigkeit und Zähigkeit.

 

N690Co

wird von Böhler-Uddeholm hergestellt und kam ursprünglich als N690 auf den Markt. Im Rahmen eines Optimierungsprozesses wurde dem Stahl eine geringe Menge Kobalt (1,5 %) zugesetzt, um seine Schnitthaltigkeit und Härte zu verbessern. Seitdem ist der Stahl unter der Bezeichnung N690Co im Handel.

N690Co ist ein guter Allround-Stahl ohne besondere Stärken oder Schwächen. Er eignet sich gleichermaßen für Taschenmesser und Messer mit feststehenden Klingen. Vor allem Hersteller aus Italien (u. a. Extrema Ratio, LionSteel, Fox Knives) setzen Böhler N690Co für einen Großteil ihrer Messermodelle ein.

Vorteile: ordentliche Allround-Eigenschaften, leicht nachschärfbar.

Nachteile: Mittelwerte bei Härte, Zähigkeit und Schnitthaltigkeit

 

ATS34 / 154CM

In Europa ist dieser Stahl als ATS34, in den USA als 154CM bekannt. Trotz der völlig unterschiedlichen Bezeichnungen sind beide Stähle identisch. Eventuelle Unterschiede beschränken sich die Verfahrenstechnik des jeweiligen Herstellers.

ATS34 ist der Klassiker der 1990er-Jahre und erlangte einen hohen Bekanntheitsgrad, weil er von vielen namhaften Messermachern eingesetzt wurde. Der Stahl hat sehr gute Allround-Eigenschaften und praktisch keine Schwächen. Im Bereich der Schmiedestähle gehört er heute noch zur Oberklasse, muss inzwischen aber regelmäßig seiner pulvermetallurgischen Variante RWL34 den Vortritt lassen.

Vorteile: sehr korrosionsträge, mittlere bis gute Werte bei Schnitthaltigkeit und Zähigkeit. Klingen aus ATS34 können gut poliert werden und spiegelähnlichen Hochglanz erreichen.

Nachteile: bei ausreichender Zähigkeit nur mittlere Härte (~60 HRC).

 

SB1+ (Werkstoffnummer 1.4197)

ist der Nachfolger des in Deutschland entwickelten SB1 Stahls. Beide Stähle sind in Deutschland populär und werden von namhaften Messermachern für Taschenmesser und Küchenmesser verwendet. Der Stahl ist außer für Taschenmesser auch für lange Outdoor-Messerklingen und besonders schmale Klingen großer Küchenmesser (z. B. Gyuto, Santoku) gut geeignet.

SB1 / SB1+ sind auch unter dem Namen „Niolox“ im Handel.

Vorteile: SB1+ ist sehr schnitthaltig, gut schärfbar, pflegeleicht und erlaubt dünne Klingengeometrien mit hoher Schneidleistung.

Nachteile: keine

 

Pulvermetallurgische Stähle

Nachdem geschmiedete Werkzeugstähle jahrzehntelang als beste Wahl für Messerklingen galten, ermöglichten Fortschritte bei der Verfahrenstechnik in der Stahlherstellung mit Beginn der 1990er-Jahre einen völlig neuen Typ von Hochleistungsstählen: pulvermetallurgische Stähle. Im Gegensatz zu Schmiedestählen liegt den PM-Stählen ein komplexer und sehr aufwendiger Produktionsprozess zugrunde.

Aus dem Hauptbestandteil Eisen und allen Legierungselementen (z. B. Chrom, Wolfram, Molybdän) wird zunächst durch mechanische und chemische Prozesse ein hochfeines Pulver erzeugt. Durch Druck bei hoher Temperatur wird durch heißisostatisches Pressen aus dem Pulver ein homogenes Stahlgefüge erzeugt. Die so erzeugte, zunächst poröse Struktur wird anschließend durch Warmwalzen verdichtet. Dieser Herstellungsprozess ermöglicht eine stärkere Einflussnahme auf die Eigenschaften des Stahls als es bei Schmiedestählen möglich ist.

Klingen aus pulvermetallurgischen Stählen gelten bei hochwertigen Taschenmessern heute als Qualitätsmerkmal und auch feststehende Klingen mittlerer Länge werden zunehmend aus pulvermetallurgischen Stählen gefertigt. Nur im Bereich der Küchenmesser spielen die modernen Hochleistungsstähle bisher so gut wie keine Rolle.

 

CPM-S30V

ist einer der wenigen für die Herstellung von Messerklingen verwendeten Stähle, der tatsächlich speziell für Messer entwickelt wurde. Eine Gruppe namhafter amerikanischer Messermacher und Hersteller entwickelten einen Anforderungskatalog für diesen Stahl und das Produkt wurde gemeinsam mit dem US-Unternehmen Crucible Industries realisiert.

Das Kürzel „CPM“ steht für „Crucible Powder Metallurgy“ und ist Namensbestandteil aller pulvermetallurgischen Stähle des Marktführers in den USA.

Vorteile: sehr korrosionsträge, gute Schnitthaltigkeit.

Nachteile: Nur mittlere Zähigkeit, neigt zu Mikro-Ausbrüchen an fein ausgeschliffenen Schneiden.

 

CPM-S35VN

ist eine Weiterentwicklung von S30V, die 2009 auf den Markt kam. Durch Zugabe einer kleinen Menge Niob (NB) bei gleichzeitiger Senkung des Vanadiumanteils um ein Prozent konnte die Zähigkeit des Stahls deutlich verbessert werden, ohne an anderer Stelle Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. CPM-S35VN gehört heute zu den meistverwendeten Stählen für Taschenmesserklingen und wird inzwischen auch von chinesischen Messerherstellern verwendet, die den Stahl in den USA zukaufen.

Vorteile: sehr korrosionsträge, gute Schnitthaltigkeit, gute Zähigkeit.

Nachteile: keine

 

Böhler M390

Wenn es Anfang der 2020er-Jahre unter allen pulvermetallurgischen Klingenstählen eine Nummer 1 gibt, so ist das der M390 Klingenstahl von Böhler-Uddeholm. Dieser Stahl hat beim Einsatz an Taschenmessern praktisch keine Schwächen. Nur für sehr lange Klingen (> 18 cm) ist er nicht optimal geeignet. Viele US-Hersteller und chinesische Firmen haben Messer mit M390 Klingen im Angebot, da Böhler weltweit Vertriebszentren unterhält.

Vorteile: sehr korrosionsträge, hohe Härte (~63 HRC), sehr gute Schnitthaltigkeit. Zudem lässt sich Böhler M390 sehr fein ausschleifen und liefert Schneiden mit bemerkenswerter Schärfe.

Nachteile: keine

 

RWL34

Wenn es im Bereich der Messerstähle einen Klassiker gibt, ist es RWL34. Der Stahl ist die pulvermetallurgische Variante von ATS34, von dem er sich nur durch die moderne Verfahrenstechnik bei der Herstellung unterscheidet. Das Legierungskonzept des Stahls geht bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts zurück. Das Kürzel RWL steht für die Initialen des amerikanischen Messermachers Robert Waldorf Loveless, der durch seine Forschungen und Experimente wichtige Impulse gesetzt hat und eine neue Interpretation des Messerhandwerks mitbegründet hat.

RWL34 ist für viele handwerkliche Messermacher noch heute der Stahl der Wahl. Durch seine guten Allround-Eigenschaften besitzt dieser Stahl bis heute eine große Fangemeinde.

Vorteile: sehr korrosionsträge, gute Werte bei Schnitthaltigkeit und Zähigkeit. Klingen aus RWL34 können gut poliert werden und spiegelähnlichen Hochglanz erreichen.

Nachteile: keine

 

CPM-M4

ist die pulvermetallurgische Variante des Schmiedestahls AISI M4. Die Eigenschaften sind grundsätzlich vergleichbar, wobei CPM-M4 gegenüber dem Schmiedestahl in allen Bereichen durch die Herstellungstechnik und Feinabstimmung der Legierung nochmals verbessert werden konnte. CPM-M4 wird selten, zumeist von US-amerikanischen Herstellern eingesetzt, gehört aber ohne Frage zur absoluten Spitzenklasse.

Vorteile: sehr hohe Zähigkeit, hohe Härte, sehr bruchsicher, gute Schnitthaltigkeit.

Nachteile: rostträge aber nicht perfekt korrosionsbeständig.

 

CPM-S110V

wird ebenfalls vom amerikanischen Unternehmen Crucible Industries in einem pulvermetallurgischen Verfahren hergestellt. Wie viele moderne Stähle besitzt CPM-110V einen hohen Anteil Kohlenstoff (~ 2,8 %) und besteht zu rund 30 Prozent aus weiteren Legierungselementen (hauptsächlich Chrom und Vanadium). Dadurch ist der für industrielle Schneidanlagen entwickelte Stahl äußerst korrosionsträge und widerstandsfähig. Auch bei Messerklingen beeindruckt CPM-S110V mit diesen Eigenschaften.

Vorteile: sehr rostträge und schnitthaltig. Die Bruchsicherheit von CPM-110V liegt um den Faktor vier über der des Schmiedestahls AISI 440C.

Nachteile: mittlere Härte.

 

 

Japanischer Schmiedestahl

wurde früher in Japan für Schneidwerkzeuge aller Art und als Laminatstahl natürlich auch für die Lang- und Kurzschwerter der Samurai verwendet. Die japanische Schmiedekunst kann auf eine mehrtausendjährige Geschichte zurückblicken, in deren Verlauf Stähle, Legierungen und Herstellungstechniken immer weiter verfeinert wurden.

Bei Taschenmessern und Outdoor-Messern spielen die japanischen Schmiedestähle heute keine Rolle mehr, aber sie haben sich in den Bereichen Rasiermesser und Küchenmesser zwei Domänen bewahrt. Dort spielen die niedrig legierten Kohlenstoffstähle ihre Stärken aus und beeindrucken mit hoher Härte bei sehr guter Schnitthaltigkeit.

Ihre Namen haben viele japanische Schmiedestähle durch die Farbe des Papiers erhalten, in dass die Rohlinge nach der Herstellung eingeschlagen werden.

 

Aogami (jap. 青紙 aogami))

wird auch Blaupapier-Stahl genannt und ist ein mit Mangan, Chrom und Wolfram legierter Kohlenstoffstahl. Dieser Stahl ist robuster als Weißpapierstahl und wird deshalb für Hackmesser und andere Klingen eingesetzt, die beim Gebrauch mechanischen Belastungen ausgesetzt sind.

Vorteile: Trotz hoher Härte lassen sich die Klingen fein ausschleifen, ohne dass die Bruchsicherheit bedenklich abnimmt.

Nachteile: Der Kohlenstoffstahl Aogami ist nicht rostträge und die Klingen benötigen regelmäßige Pflege.

 

Shirogami (jap. 白紙 shirogami)

oder „Weißpapier-Stahl“ ist ein (fast) unlegierter Kohlenstoffstahl, welcher in seiner Reinheit dem Tamahagane (Stahl für Schwerter) sehr nahekommt. Die signifikanten Eigenschaften des Weißpapier-Stahls sind seine sehr hohe Schärfe bei hoher Schnitthaltigkeit. Shirogami eignet sich besonders gut für Rasiermesser und alle anderen Schneidewerkzeuge, deren Klingen keine oder nur geringe mechanische Belastungen erfahren.

Vorteile: Shirogami ermöglicht sehr fein ausgeschliffene Klinge mit höchster Schärfe.

Nachteile: Wie Aogami ist auch Shirogami nicht rostträge und die Klingen sollten nach Benutzung gründlich gereinigt und leicht eingeölt werden.

 

Exotische Messerstähle

Keiner der Exoten ist schlecht, jeder von ihnen gibt einen hervorragenden Stahl für Taschenmesser ab. Exotisch werden sie durch die besondere Verfahrenstechnik bei der Herstellung oder durch extreme Werte in Einzeldisziplinen. Meistens auch durch ihren Preis. Weit verbreitet ist keiner dieser Stähle und meistens tauchen sie nur bei einem Hersteller oder bei limitierten Sondermodellen auf.

ZDP-189

ist nicht nur ein Technologie-Exot, sondern auch ein Preis-Exot. ZDP-189 gehört zu den teuersten Stählen für Messerklingen und findet sich daher bevorzugt bei bekannten Nobelmarken wie Rockstead oder William Henry. Nur wenige Hersteller von Serienmessern haben ZDP-189 bei Sondermodellen im Programm, nur die US-Firma Spyderco hat zahlreiche Modelle mit diesem Klingenstahl ausgerüstet (Delica, Endura. Stretch).

Der Kohlenstoffanteil beträgt bei ZDP-189 satte drei Prozent; der Chromgehalt von 20 Prozent macht den Stahl sehr korrosionsträge. Die maximal erreichbare Härte einer ZDP-189 Klinge kann bis zu 67 HRC betragen.

Vorteile: hart, fein ausschleifbar, schnitthaltig.

Nachteile: Begrenzte Bruchsicherheit, daher wird ZDP-189 vorzugsweise nur für Taschenmesserklingen verwendet.

 

PSF-27

Die Legierung dieses Stahls ist nicht exotisch, sie entspricht im Großen und Ganzen dem bereits erwähnten Schmiedestahl AISI D2. Exotisch ist hingegen das Herstellungsverfahren, denn PSF-27 wird in einem Sprühformprozess („Spray Forming“ oder „In-situ Compaction“) hergestellt. Dabei wird das homogen gemischte, heiße Ausgangsmaterial unter hohem Druck durch eine Düse auf eine Auffangfläche gesprüht.

Das „Spray Forming“ oder Sprühkompaktieren lässt die Herstellung von Legierungen zu, die weder mit der Gießereitechnik noch mit der Umformtechnik produziert werden können. Ein Vorteil der Sprühformgebung ist die hohe Erstarrungsgeschwindigkeit des flüssigen Stahls.

Durch die Sprühformgebung erreicht PSF27 deutlich bessere Werte bei Zähigkeit und Abriebfestigkeit als D2 obwohl sich die Anteile der Legierungselemente nur geringfügig unterscheiden. Die Herstellungskosten sind günstig, da bei der Sprühformgebung weniger Arbeitsschritte notwendig sind als bei heißisostatisch gepressten Stählen.

Vorteile: Deutlich bessere Werte bei Zähigkeit und Abriebfestigkeit als bei AISI D2, obwohl die Legierungskomposition sehr ähnlich ist.

Nachteile: Die Erfahrungen mit Messerklingen, die im „Spray Forming“ Prozess hergestellt wurden, ist noch gering. Bisher sind keine Nachteile bekannt.

 

Maxamet

ist ein mit seiner Härte von bis zu 69 HRC wirklicher Exot. Der Stahl ist so hart, dass seine Bearbeitung selbst für namhafte internationale Hersteller von Serienmessern zum Problem wird. Entsprechend selten wird er verwendet. Maxamet ist nicht nur im Einkauf teuer, auch seine Bearbeitung ist durch die benötigte Spezialausrüstung kostenintensiv, was den Preis für Messer mit Maxamet-Klinge spürbar nach oben treibt.

Vorteile: Extrem hart und trotzdem bei Taschenmessern bruchsicher. Sehr gute Schnitthaltigkeit.

Nachteile: Klingen aus Maxamet sind nur mit teurer Spezialausrüstung schleifbar.

 

Weiterführende Artikel:

Messerstahl, ein kleines Kompendium: https://knife-blog.com/messerstahl-ein-kleines-kompendium/

Wikipedia: Stahl https://de.wikipedia.org/wiki/Stahl

Moderne Messerstähle im 21. Jahrhundert https://knife-blog.com/messerstahl/

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